Die Heizung: unser wichtigstes und größtes Einzelgewerk. Zwar ist der Rohbau insgesamt teurer, allerdings sind die Einzelposten, die im Rohbau stecken, allesamt “billiger” als die Heizung.
Das Grundproblem vieler Energiesparhäuser ist, dass sie auf dem Papier sparsam sind, aber in der Realität dann genauso viel verbrauchen wie ein normales Haus, dafür allerdings deutlich teurer waren. Das soll uns nicht passieren, deswegen haben wir uns sehr viele Gedanken über die Heizung gemacht.
Wir wollen im ganzen Haus Fußbodenheizung, klar. Die soll aber auch sparsam ausgelegt sein, was wiederum dazu führt, dass die Herstellungskosten steigen. Dafür haben wir im ganzen Haus 10cm Verlegeabstand. Üblich sind eher 20 cm, seltener 15cm. Der geringe Verlegeabstand hat den Vorteil, dass wir mit sehr niedrigen Vorlauftemperaturen arbeiten können, was unsere Wärmepumpe mit höherem Wirkungsgrad und damit geringeren Kosten belohnt.
Unser Haus wird mit 27°C Vorlauftemperatur arbeiten. Im Schnitt wird für Wärmepumpen auf 30°C Vorlauf ausgelegt, die meisten Generalunternehmer, die wir uns angesehen haben, legen eher auf 35°C aus, weil damit der Verlegeaufwand deutlich reduziert wird. Höhere Vorlauftemperaturen bedeuten aber auch höhere Oberflächentemperaturen, und das wird von den meisten Menschen als unangenehm empfunden. 27°C Vorlauftemperatur wird man nicht als warm empfinden, allerdings auch nicht als kalt, sondern “wohltemperiert”.
Damit wir mit der Vorlauftemperatur so weit runtergehen konnten, mussten wir noch einen anderen, etwas schmerzhafteren Kompromiss eingehen: Franzi wollte im Obergeschoss eigentlich Auslegware. Zugunsten der Heizung sind wir im ganzen Haus auf geklebte PVC-Böden umgeschwenkt. Deren Wärmeleitfähigkeit ist sehr gut, gleichzeitig ist PVC nicht so fußkalt wie Steinböden.
Mir war es wichtig, keinen elektrischen Handtuchheizkörper im Bad zu haben. Mal ehrlich: Da hat man ein extrem effizientes Haus und heizt dann im Bad komplett mit Strom? Nein Danke! Deswegen gibt es im Bad eine Wandheizung, die mit an den Wasserkreis der Fußbodenheizung angeschlossen ist. Wir hatten ursprünglich Bedenken wegen der Mehrkosten gegenüber dem Heizkörper, allerdings hatten wir auf der Baumesse die Gelegenheit, darüber mit einigen Herstellern zu sprechen, und als die Preise von 700-1200€ erwähnten, waren meine Bedenken verflogen. Die Wandheizung kostet ähnlich viel, heizt aber erheblich effizienter. Wenn der Komfort es verlangt, dann können wir im Bad aber dennoch beispielsweise eine zeitgesteuerte Infrarotheizung installieren.
Außerdem wird es im Haus keine Raumtemperaturregelung im herkömmlichen Sinne geben. Die Räume erreichen ihre Temperatur durch Einstellung des Durchflusses der Fußbodenheizung. Details dazu gibt es hier.
Die Lüftung: Wir müssen eine einbauen, also nehmen wir die beste Anlage, die es momentan am Markt gibt. Und die kommt von Zehnder. Die Anlage hat einen integrierten Wärmetauscher und gewinnt Wärme und Feuchtigkeit aus der abgesaugten Luft zurück, wärmt die angesaugte Frischluft vor und befeuchtet. Das reduziert den Heizungsbedarf erheblich, gleichzeitig hat man immer frische Luft. Dafür müssen aber die Fenster geschlossen bleiben, sonst funktioniert das nicht. Und deswegen sollen alle unsere Fenster von innen abschließbar sein.
Die Wärmepumpe: Eigentlich wollte ich gern eine Anlage von NIBE, die F1255-6. Das ist momentan eigentlich die beste Wärmepumpe am Markt, natürlich nicht ganz billig. Die Anlage gibt es allerdings (fast)baugleich auch unter anderen Bezeichnungen: Novelan WSV 6.2H3M und alpha innotec WZSV 62H3M sind bis auf das Benutzerinterface nahezu baugleich. Keine Kunst: Novelan ist eine Marke von ait (alpha innotec), das wiederum zu NIBE gehört. Gerüchteweise arbeitet die NIBE mit einer anderen Regelung, allerdings habe ich dazu nichts Belastbares gefunden. Bei unserem prognostizierten Verbrauch wird das aber wohl keine Auswirkungen haben. Nachdem wir jetzt Angebote für die NIBE- und die Novelan-Anlage haben, ist es aufgrund des um knapp 400€ geringeren Preises die Novelan geworden.
Die Wärmequelle: Hier wird es im Juni nochmal spannend. Unsere Wärmepumpe ist eine Sole-Wasser-Wärmepumpe, wir nutzen also Erdwärme. Allerdings sparen wir uns die Tiefenbohrung sondern setzen auf einen Grabenkollektor, den wir vor Baustart höchstpersönlich noch verlegen wollen. Für das Rohr habe ich ein Angebot vorliegen, für ungefähr 650€. Dazu kommt noch etwas Kleinzeug, ein Bagger und ein paar Helfer. Insgesamt soll die Wärmequelle nicht mehr als 1500€ kosten.
Zum Grabenkollektor werde ich sicherlich später noch ein paar Sätze schreiben.
Als Quintessenz vielleicht noch: Unsere geplanten Heizkosten inkl. Warmwasser sollten sich im Bereich von 400-500€ pro Jahr bewegen.